Konspirative Geheimbünde oder geistliche Gemeinschaften? – Zur Geschichte, Gestalt und Recht von Ritterorden

Geistliche Ritterorden erscheinen heute so manchem als überholte Institutionen, als Relikte eines fernen Zeitalters und bilden bloß einen Appendix der ungleich viel intensiver wahrgenommenen Forschung zur Kreuzzugsgeschichte. Für viele Menschen scheinen diese Gemeinschaften als abgeschlossene Zirkel konspirative Geheimbünde zu sein, weniger werden die geistliche und karitative Seite dieser Ordensgemeinschaften wahrgenommen.
Zwar haben die geistlichen Ritterorden im Zuge der neuzeitlichen Entwicklungen an Einfluss verloren, doch leben insbesondere Malteser, Grabesritter und Deutscher Orden (seit 1923 ohne Ritterbrüder) in ihren verschiedenen Zweigen fort und wirken heute vor allem karitativ in Hospitälern, Schulen, Altenheimen und ähnlichen Institutionen. Die Beschäftigung mit diesen Institutionen bleibt damit auch für die Kirchenrechtswissenschaft ein lohnendes Thema, weshalb Recht und Religion sich in dieser Ausgabe ausführlich mit dieser Thematik beschäftigt.

Das Institut für Kirchenrecht und Religionsrecht freut sich, dass namhafte Experten für diese Ausgabe gewonnen werden konnten. Die Darstellungen erfolgten teilweise aus der Binnenperspektive des jeweiligen Ritterordens.


Geistliche Ritterorden – Päpstliche Orden – Ehrenzeichen. Eine notwendige Differenzierung

In der Vergangenheit wurden viele Militär- und andere Ritterorden in Verbindung mit dem Heiligen Stuhl gegründet. Die meisten von ihnen starben aus, wurden unterdrückt oder verschmolzen mit zeitgenössischen Ritterorden. Einige von ihnen überlebten unter dem Schutz des Heiligen Stuhls. Hier gilt es zunächst einmal genau zu differenzieren, was sind päpstliche Orden und Ehrenzeichen, was sind geistliche Ritterorden unter dem Schutz des Heiligen Stuhls. Der einleitende Beitrag von Harald Tripp geht dieser Frage nach.

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Kirchliche Rechtssymbolik und ihre Bedeutung. Ritterschlag und Aufnahme in den Orden der Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem am Beispiel von Franz und Bartholomäus Khevenhüller

Wie wird man in einen päpstlichen Orden aufgenommen? Welche Symbole und Formeln begleiten die Aufnahme, welche legitimieren Personen, Teil einer geistlichen Gemeinschaft zu sein? Harald Tripp analysiert im Blick auf den Orden der Ritter und Damen vom Heiligen Grab zu Jerusalem die Rechtssymbolik der Aufnahme in einen Orden durch Ritterschlag und spannt dabei den Bogen zur Aufnahme in der Gegenwart.

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Aktuelle Rechtsentwicklungen des Malteserordens

In der letzten Zeit hörte man immer wieder von Veränderungen im Souveränen Ritter- und Hospitalorden vom Hl. Johannes zu Jerusalem (Malteserorden). Florian Schwetz, Jurist im Amt der Tiroler Landesregierung, zeigt in seinen Beitrag die historische und verfassungsmäßige Entwicklung des Ordens aus den Rechtsquellen auf und führt uns auch in die äußerst interessanten aktuellen Vorgänge und Rechtsentwicklungen der neuen Verfassung des Ordens ein.

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Ritterorden vom Hl. Grab zu Jerusalem

Der Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem, auch Orden vom Heiligen Grab oder Ritter vom Heiligen Grab genannt, ist ein katholischer Ritterorden, der unter dem Schutz des Heiligen Stuhls steht. Der Papst ist der Souverän des Ordens. Geschichte, Strukturen und karitative Tätigkeiten werden im Beitrag von Karl Lengheimer, 2008 bis 2016 Statthalter für Österreich des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem, erläutert.

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Templer und Päpste. Aufstieg und Untergang des Templerordens

Privatdozent Daniele Mattiangeli aus dem Fachbereich Völkerrecht, Europarecht und Grundlagen des Rechts von der Paris-Lodron-Universität in Salzburg bietet einen sehr lesenswerten Blick auf die Lebensspanne der berühmten Tempelritter, die als kriegerische Mönche das erste disziplinierte, regulierte und uniformierte stehende Heer seit der Antike in ganz Europa und im Heiligen Land waren. Die Erörterung des Schicksals des Ordens nach dem Scheitern der Kreuzzüge umfasst eine ausführliche Untersuchung anhand neuer historischer Quellen, die der Autor im Blick auf die Aufhebung des Ordens sowie zum Verfahren gegen die Templer neu einordnet.

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Titelbild: Blick vom Aventin auf die Villa del Priorato di Malta, einer der beiden Hauptsitze des Malteserordens in Rom. (Foto: Daniel Tibi)